Leserbriefe pro

Leserbriefe contra

Sehr geehrte Herausgeber der Zeitschrift für Allgemeinmedizin,

nach dem Rücktritt von Andreas Sönnichsen als Mitherausgeber der Zeitschrift für Allgemeinmedizin bitte ich Sie, Ihre Position als Herausgeber dieser Zeitschrift zu überdenken.

Andreas Sönnichsen hatte im Januar 2021 ein Editorial zu Corona veröffentlicht, das – durchaus streitbar – neue Positionen eingenommen hatte. Mehrere Aussagen bestätigen sich. Andreas Sönnichsen schrieb in sachlichem Ton, setzte sich bewusst von Verschwörungstheorien ab und merkte an, dass solche Diskussionen erlaubt sein müssen. Sie hatten ihm in einem Extra-Editorial sehr emotional widersprochen und dazu eine unzutreffende Überschrift gewählt. Mittlerweile mussten Sie eine ungenügend recherchierte Anschuldigung öffentlich zurücknehmen.

Ich verstehe die Ängste, mit einer geöffneten Diskussion wirklichen Verschwörungstheoretikern möglicherweise in die Hände zu spielen. Diskussionen im Allgemeinen lassen sich jedoch nicht beenden, indem man sie verbietet. Neben den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Epidemie bestehen eine Reihe allgemeinmedizinischer Themen, deren sachliche Erörterung dringend geboten ist. Dazu brauchen wir eine Debattenkultur, die beispielsweise denjenigen nicht diffamiert, der diese Diskussionen eröffnet.

Es wäre konsequent, wenn Sie nach diesen Fehlentwicklungen die Funktion des Herausgebers der ZfA neuen Wissenschaftlern überlassen.

Mit freundlichen Gruß

N. N.




Verehrtes Herausgeberteam der ZFA

Was ist bei Ihnen los? Ich bin tief geschockt vom verständlichen Rücktritt des Kollegen Sönnichsen.

Was soll eine „Einlegeseite“ zum Editorial des Kollegen Sönnichsen? Dürfen die Leser (vermutlich doch einige Mediziner dabei und einigermassen mit der Materie vertraut-oder?) nicht mehr unvoreingenommen sich ihr Urteil bilden?

Was ist zu halten von Ihrer (gemeinsamen?) Verleumdungskampagne gegen unseren Kollegen Sönnichsen?

Das ganze auch noch online und in der Printversion — doppelt oder dreifach hält besser oder wie?

Jetzt Richtigstellungen der Verleumdungen mit süffisantem Bezug zu Georg Trakl.

Das darf doch alles nicht wahr sein was da bei Ihnen ab geht. Das Editorial „Ein Jahr Covid- ein Ende in Sicht“ ist ein Editorial wie viele andere vorher. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und anscheinend hat Kollege Sönnichsen den Nagel auf den Kopf getroffen, indem er fragt ob Covid wirklich so viel Aufmerksamkeit verdient hat.

Anstatt die 2. Ausgabe des Jahres der ZFA einfach in Ruhe abzuwarten und dann die eingehenden Zuschriften und Reaktion zu sichten und öffentlich in der ZFA zusammengefasst gegenüberzustellen, muss unser Kollege sofort mit einem „Einlegeblatt“ und auch Online angegriffen werden- und als wäre das noch nicht genug auch noch mit einer Verleumdung belegt werden. Aber die Zeit und Ruhe hatten Sie wohl nicht — die Zeitung durfte auf keinen Fall raus ohne eine „Richtigstellung“ von den Oberlehrern. Und das obwohl Kollege Sönnichsen (ich kenne ihn nicht !) mit Sicherheit jemand ist, der sich auch einen Monat später negative und positive Resonanz angehört hätte.

Jetzt zu glauben, der Schaden den Sie vier verbliebenden Herausgeber für unsere Allgemeinmedizin und ihre kritische Glaubwürdigkeit angerichtet haben, sei mit der Richtigstellung der Verleumdung begrenzbar ist ein kompletter Trugschluss! Da hilft auch ein Zitat von Georg Trakl nicht, der übrigens vermutlich 1914 und nicht 2014 starb (korrigierendes „Einlegeblatt“ nötig?)

Ich wäre anstelle das Kollegen Sönnichsen auch sofort ausgestiegen aus diesem wackligem Boot nach diesem Shitstorm ohne jeglichen ersichtlichen Grund aus den eigenen Herausgeberreihen.

Mein Vorschlag:

Keiner von Ihnen, der dieses Disaster mitgetragen hat, kann in der Schriftleitung verbleiben. Zeigen Sie Rückgrat und folgen Sie Andreas Sönnichsen indem Sie Ihre Position an jüngere kritischere Kolleginnen und Kollegen weiter und sorgen Sie vor Ihrem Abgang noch dafür, dass eine offene Streit- und Diskussionskultur Einzug halten kann damit ein solcher Fehlgriff, wie jetzt bei Ihnen in der Schriftleitung, nie wieder vorkommen kann.

Ihr Kollege

N. N.

Lieber Herr Sönnichsen,

als stiller Mitleser des Listservers Allgemeinmedizin ist mir der Krach um Ihr Editorial im Januarheft der ZfA natürlich nicht entgangen.

Ich habe Ihren Text nun einige Male gelesen, um den Grund für diese Aufregungen und Diffamierungen zu verstehen, wenigstens zu finden. Das ist mir aber nicht gelungen.

Ich finde Ihr Editorial klug, ausgewogen und mutig – In Sachen Corona bedarf eine eigene Meinung heutzutage leider schon des Mutes.

Das wollte ich Ihnen gerne sagen, denn ich teile die Haltung dieses Editorials voll und ganz.

Ganz herzliche Grüße nach Wien

N. N.


Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen,

es hat mich tief berührt, daß in der DEGAM vom Mainstream abweichende Meinungen nicht nur kritisiert werden, was absolut korrekt wäre, sondern durch die sofortige Entlassung als Mitherausgeber bestraft wird. Ein derart intolerantes Vorgehen ist nicht nur beschämend, sondern vor allem völlig unwissenschaftlich!

Ich kündige daher schweren Herzens meine Mitgliedschaft in der DEGAM.

Sehr geehrter Herr Professor Sönnichsen,

Ihr Editorial in der ZFA habe ich als angenehm besonnen wahrgenommen.

Selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hätten Sie jedes Recht gehabt, Ihre Ansichten ohne diese peinliche Reaktion der Mitherausgeber zu vertreten.

Unmittelbar nach dieser Reaktion bin ich aus der DEGAM ausgetreten. Das Verhalten unserer Kollegen ist zutiefst unwürdig.

Mit freundlichen Grüßen

und meinen besten Wünschen


Sehr geehrter Herr Kollege Sönnichsen, sehr geehrter Herr Kollege Kochen,

mit Bestürzung habe ich die Aussagen und Stellungnahmen beider Ausgaben der ZFA verfolgt.

Ich finde es persönlich beschämend, dass ein Herausgeber von seinen Mitherausgebern öffentlich so vorgeführt wird.

Wie kann es sein, dass ein kollegialer Disput zu diesem Thema nicht möglich erscheint? Gerade wenn viele offenstehende Fragen von den Verantwortlichen in Politik und Expertengremien nicht gehört, geschweige denn beantwortet werden.

Wo bleibt das Verbindende in unserer Facharztgruppe? Dies zeichnet doch den Allgemeinmediziner so aus!

Ich sehe das Editorial von Herrn Kollegen Sönnichsen weder als „Verharmlosung oder Verleugnung“ der Pandemie, sondern als vorsichtige Anfrage, ob außer der „Mainstream-Meinung“ zu Covid-19 auch noch andere Sichtweisen zu diskutieren wären.

Herr Kollege Steger hat in seinem Leserbrief diese Thematik meines Erachtens sehr gut formuliert.

Zum Schluss möchte ich mit einem Zitat von Jakob Johann Uexküll enden: „Die Wissenschaft von heute ist der Irrtum von morgen“.

Dessen sollten sich doch alle Beteiligten bewusst sein.

Mit freundlichen Grüßen

Leserbrief zum Editorial der ZfA Ausgabe 1/2021

„Think for yourself and let others enjoy the privilege to do so, too.“ Dieser Satz von Voltaire wurde von den anderen Herausgeber:innen Hanna Kaduszkiewicz, Michael M. Kochen, Wilhelm Niebling und Susanne Rabady allerdings nur formal beherzigt. Indem diesem Editorial von Andreas Sönnichsen zeitgleich und präsent ihre eigene Kommentierung beigelegt wird, wird die Chance auf eine lebendige, notwendige und wissenschaftliche Diskussion vertan. Denn der Kommentar bedient sich nicht nur ganz eigener Interpretationen der Aussagen des Editorials, sondern unterstellt bereits in der Überschrift Andreas Sönnichsen eine Haltung, die wir seinem Text so nicht entnehmen konnten. Die Abweichung von ihrer eigenen Meinung scheint so bedeutungsvoll zu sein, dass man den hausärztlichen Lesern:innen keine selbstständige Bewertung zutrauen darf.

Wir haben aber Bedenken, wenn

– einer begründeten Meinung eines verdienstvollen und angesehen Mitglieds unserer Fachgesellschaft, die weder zu Gewalt aufruft noch als sexistisch, rassistisch oder politisch extremistisch einzustufen ist, zeitgleich und präsent – ein Novum – unverzüglich widersprochen werden muss.

– Widersprüche in der Sache offensichtlich schwer begründet werden können und deshalb die Aussagen in einer (ggfs.) von Andreas Sönnichsen gar nicht intendierten Form weiterentwickelt werden, um gegen sie argumentieren zu können, sogar bei Zukunftsprognosen und Aussagen, die doch niemand von uns wissen kann.

– dazu Vergleiche mit den Toten von Terrorregimen in Syrien und dem Irak bemüht werden, die nichts mit dem Inhalt des Editorials zu tun haben und daher weder die Argumentation des Editorials aufgreifen noch dieser einen Widerspruch entgegensetzen.

– durch die Erwähnung einer Anzeige („bekamen wir Kenntnis“) in zwei österreichischen Zeitungen eine Verbindung zu dem Editorial hergestellt wird, die kaum einer Leserin oder einem Leser jemals aufgefallen wäre, die keinerlei Bezug zum Editorial hat und bei der man den Namen von Andreas Sönnichsen nicht findet, weder unter der Anzeige, noch auf der Seite des ominösen ACU-Austria.

Wir befürchten, dass weniger das durchaus diskussionswürdige Editorial (sollen das Editorials nicht grundsätzlich sein?), als vielmehr eine derartige Erwiderung der vier prominenten Co-Herausgeber:innen die in der Krise zu beobachtende Spaltung der Ärzteschaft unnötig weiter befördert.

Die ebenfalls befürchtete Verunsicherung der Leserschaft der ZfA wird aus unserer Sicht dadurch nicht gemindert, sondern ein wissenschaftlicher Diskurs um den besten Weg aus der Corona-Krise behindert. M. Schrappe et al schreibt in seinem auch sonst lesenswerten Thesenpapier 7.0 [1], dass zu befürchten ist, dass „Clan-Denken“ und „geschlossene Gemeinschaften“ auch innerhalb der freien Wissenschaft zunehmen könnten.

Mögen wir dies als wissenschaftlich denkende Hausärztinnen und Hausärzte nicht zulassen, sondern besonnen in einen geordneten wissenschaftlichen und respektvollen Diskurs auf die Sachebene zurückkehren und nicht eine vermeintlich falsche Haltung zum Gegenstand des Disputes machen.


Sehr geehrter Herr Sönnichsen!

Aufgrund einer Mail von M.L. habe ich heute die ZFA vom Januar 2021 mit Ihrem Editorial in die Hand genommen. Ich war zunächst ganz verwundert und erfreut, dass die ZFA dieses Editorial (das ich inhaltlich absolut teile) überhaupt veröffentlicht hat. Um so mehr bin ich entgeistert über Ton und Inhalt des eingelegten „Kommentar zum Editorial“ der anderen Herausgeber. Wenn das die Richtung der DEGAM ist / wird, dann bin ich da ganz sicher nicht mehr zuhause.

Ihnen möchte ich ausdrücklich Danken für Ihren Mut zu Ihrer Meinung zu stehen. Ihre Kommentare in facebook haben mir in den letzten Monaten immer wieder Mut gemacht, kritisch zu bleiben und zu hinterfragen. Auch dafür möchte ich Ihnen danken! Inzwischen bin ich allerdings aus Facebook raus und kann sie nicht mehr lesen.

Ich wünsche Ihnen, mir und allen offenen, kritisch hinterfragende Menschen viel Mut und auch Hoffnung. Ich fürchte beides werden wir noch brauchen.

Herzliche Grüße

Ihr Lieben,

Langjährige Tradition der ZfA ist, Leserbriefe in den folgen Ausgaben der Zeitschrift zu veröffentlichen. Davon abzuweichen, bestand keine Notwendigkeit.

Mit der Einordnung „Kommentar zum Editorial“ wurde die Veröffentlichung als „Leserbrief“ vermieden und eine neue Form des Kommentars gewählt.

Mussten die Leser der ZfA umgehend, sozusagen als Depesche, geschützt werden?

Bitte vertraut der Leserschaft, dass sie sich selbst ein Bild machen kann, und nutzt eure Möglichkeiten wie bisher üblich.

Inhaltlich will ich mich zum Thema nicht äußern.

Grüße

Guten Tag Herr Soennichsen,

Danke fuer Ihre Stellungnahme, die in der heutigen Zeit ja schon als mutig bezeichnet werden muss. Insbesondere das Statement dass die Impfungen nur fuer Hochrisikogruppen angemessen sind, und ich darf hinzufuegen: gerade dort ja schlecht erprobt! finde ich wichtig.

Moege die Allgemeinmedizinische Expertise so manches geraderuecken in der Pandemie, insbesondere die unangebrachte Angstpolitik.

Herzl Gruesse

Sehr geehrte Frau Hanna Kaduszkiewicz, sehr geehrter Herr Michael M. Kochen, sehr geehrter Herr Wilhelm Niebling, sehr geehrte Frau Susanne Rabady,

in der Ordination des Arztes meines Vertrauens fand ich die Zeitschrift ZFA, 1-2021. Deren erste drei Textseiten finde ich bestürzend und sehe mich veranlasst, Ihnen meine Meinung zu sagen.

Ich bin Techniker, kann und will die medizinischen Aspekte des Editorials von Herrn Andreas Sönnichsen auf der ersten Seite sowie jene der zweiten und dritten Seite mit Ihrer Gegendarstellung nicht beurteilen. Ich sehe jedoch auf diesen beiden letzten Seiten eine seltsame Mischung von medizinischen Daten, persönlichen Einschätzungen von Ihrer Seite und Eingeständnissen wie „hier existieren ebenso keine wissenschaftlichen Belege“; die Diskussion kann also noch nicht zu Ende sein —

— was dann, bitte, soll die Überschrift „Verharmlosung oder Verleugnung“ ? Und wie kommt es, dass Sie die redaktionelle Diskussion umgehen und zu versuchen scheinen, vor der Öffentlichkeit mit einer 1:4 Mehrheit die „Wahrheit“ auf Ihre Seite zu ziehen?

Die Zielgruppe Ihrer werten Zeitschrift sind Ärzte, diese werden die „Wahrheit“ mit ihrer jeweils eigenen Expertise beurteilen — um diese scheint es eben nicht zu gehen: Hier wird ganz offenbar ein Kollege, der eine unerwünschte Meinung vertritt, öffentlich desavouiert und der Rest der Kollegenschaft eingeschüchtert. „Verharmloser“ und „Leugner“ sind nicht weit von „Verschwörungstheoretiker“ — dies sind Vokabel aus der Kriegsrhetorik!

Falls Sie nicht an Krieg gedacht haben, dann bitte ich Sie dringendst, https://12februar1934.at/ und zugehörige Texte zu studieren, die vor nicht allzu langer Zeit direkt in den Bürgerkrieg geführt haben. Und dann wird eine öffentliche Entschuldigung fällig. Andernfalls kann man Europa nur wünschen, dass Sie in demokratischen Verfahren ehest aus den Verantwortlichkeiten Ihrer Positionen entlassen werden.

Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung,


Sehr geehrte Kollegen,

mit gewisser Erschütterung nahm ich Ihren in die ZFA eingelegten Kommentar zum Editorial „Ein Jahr COVID – ein Ende in Sicht?“ auf.

Der Versuch, die Meinungsäußerungen von Herrn Prof. A. Sönnichsen „wissenschaftlich“ zu widerlegen, scheitert vollständig. Erstens, da das Editorial grundsätzlich nicht auf Wissenschaftlichkeit angelegt war, zweitens, da praktisch alle „Gegenargumentationen“ am Kern der primären Aussagen vorbeigehen. Hier nur 3 Beispiele: „Ob die Impfung dauerhaft hilft, lässt sich aus den vorliegenden Studienergebnissen nicht ableiten“. An dieser Aussage ist nichts auszusetzen: Die relevante MODERNA-Studie hatte eine Beobachtungszeit von ca. 4 Monaten, die der BIONTECH-Studie ein medianes follow-up von 2 Monaten. Im Kommentar dagegen fokussiert man auf die generelle Indikation zur Impfung, die ursprünglich gar nicht in Frage gestellt wird, und auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen. „Das Winterende wird die Infektionszahlen zurückdrängen und vielleicht bleiben uns weitere Wellen erspart. Auch die Spanische Grippe war nach drei Wellen vorbei – ohne Impfung“. Auch diese Aussage kann vollumfänglich unterstützt werden. Hier wird keine Prognose zum Infektionsgeschehen im nächsten Sommer abgegeben, wie die Kommentatoren insinuieren. Auch ein „Verzicht auf die Impfung“ wird hier nicht nahe gelegt. Dem Autor ging es aus meiner Sicht eher um eine Aussicht auf das Überwindens der Pandemie, auch ohne Impfung. Geradezu grotesk mutet die Kritik an „der Frage der Verhältnismässigkeit“ an. Der Autor versucht sehr differenziert SARS-CoV-2 in einen größeren Zusammenhang, auch mit anderen gesundheitlichen Problemen zu stellen, und das „ohne konkretes Aufrechnen“ von Krankheits- oder Todeszahlen. Genau dies tun dann aber die Kommentatoren und rechnen 690.000 AIDS-Tote auf! Spekulationen der Kommentatoren gehen aber noch weiter: „Ohne die Maßnahmen wären die Todeszahlen an Covid-19 weitaus höher“. Dies kann man vermuten, ist aber in keiner Weise belegt bzw. belegbar. Wo ist hier Evidenz bzw. Wissenschaftlichkeit?

Zur Form: Kann sich eine seriöse Zeitschrift nicht ein pointiertes Editorial leisten, welches auch von den Mitherausgebern akzeptiert werden kann? Welches Format ist bei ZFA denn vorgesehen für eine Gegendarstellung, sofern diese überhaupt bei einem Editorial möglich ist? Eine Leserbrief-Seite? Muss der Leser Meinungsunterschiede der Herausgeber auf diese Weise erfahren?

Ihr „Einleger“ mit Kommentar lässt eher darauf schließen, dass hier ein missliebiger Kollege gouvernantenartig erzogen werden soll, humorbefreit. Vielleicht aus Angst vor „interessierten Kreisen“?

Der Spaltung der Ärzteschaft wird nicht durch das Editorial, aber erheblich durch den Kommentar Vorschub geleistet.

Mit freundlichen Grüßen

Lieber Herr Kollege,

begeistert habe ich Ihr Editorial in der ZFA gelesen, und sehr ernüchtert, als mir beim weiterblättern der Zeitschrift das Kommentar Ihrer 4 Kollegen in die Hände fiel.

Schade, ich dachte, mit Ihrem Beitrag hätte die Allgemeinmedizin endlich mal den Mut gehabt, etwas gegen den Strom zu schwimmen. Immerhin ist es in der aktuellen Fachpresse sehr selten, das überhaupt solche Meinungen wie die Ihre veröffentlicht werden, insofern scheint wenigstens die Diskussion darüber und die freie Meinungsäußerung in unsrem Fach noch erlaubt zu sein.

Ich gratulieren Ihnen auf jedenfall zu Ihrem Artikel und hoffe sehr, Sie bleiben dabei und lassen sich nicht unterkriegen.. Ich selber bin auch FA für Allgemeinmedizin (und seit kurzem sind wir auch Lehrpraxis der Uni Witten Herdecke geworden , hatte schon das Vergnügen Ihre Beiden Nachfolger kennenzu lernen) , allerdings familiär und auch vorher beruflich sehr pneumologisch verstrickt. Seit MÄrz tobt der Grabenskrieg zwischen Pneumologen und Anaesthesisten über die richtige Behandlung der COVID Pneumonie auf den Intensivstationen. Die frühe Intubation ab einer Sättigung von 93% ist definitiv eine der Ursache für die hohen Todeszahlen. In den pneumologischen Zentren, wo eine völlig andre Strategie gefahren wird (Hihg Flow Therapie, NIV etc.) ist eine dtl. verminderte Sterblichkeit festzustellen. ( Ihre Kollegin S. N. aus Wien hat u.a. eindeutige Zahlen vorgelegt..) Und es läuft natürlich ohne die grosse „Intensivmedizin “ ab, was ja dann vor der Presse und allen anderen Gremien etc nicht wirklich zählt.

Ich hoffe, Sie finden in unserem Fach noch ein paar Mitstreiter für Ihre wohltuende ruhige Sichtweise und Ihre Kollegen beruhigen sich wieder.

MfG

D A N K E !

sehr geehrter Herr Kollege Sönnichsen

und MEIN RESPEKT für Ihren Mut zur angstfreien Wahrheit des „ehrlichen und offenen Diskurses“ angesichts eines fließenden-lernenden Systems, unter der Gewissheit, dass „Wahrheit“ die Summe aus dem ist, was angesichts eines fokusierten Geschehens in der Historie des Geschehens W A R und dem, was „hic et nunc“ unter dem gleichen Gesichtspunkt real I S T.

Da gibt es wenig Apodiktik und schon gar kaum eine Absolutheit.

Sie bleiben sich treu – das weiß ich . . . insofern : bleiben sie dabei MUTIG !

herzlich

Ihr N.N.


Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Befremden haben wir den Kommentar zum Editorial „Ein Jahr COVID – ein Ende in Sicht?“ von Andreas Sönnichsen von Michael M. Kochen, Hanna Kaduszkiewicz, Wilhelm Niebling und Susanne Rabady in der Zeitschrift für Allgemeinmedizin |2021; 97 (1) zur Kenntnis genommen. Die aktuelle Thematik polarisiert und emotionalisiert, rechtfertigt jedoch aus unserer Sicht nicht, einen solchen Kommentar mit der Überschrift „Verharmlosung oder Verleugnung?“ zu versehen. Korrekterweise verweist Andreas Sönnichsen auf die unzureichend vorhandenen Langzeitdaten beispielsweise bei der BNT162b2 mRNA-Impfung (Median 2 Monate) (Polack et al., 2020). Die Verhinderung eines schweren Verlaufs nach der 2. Dosis ist sogar gegenüber der Placebogruppe als statistisch nicht erwiesen anzusehen (Tabelle S5 im Supplementary Appendix). Ferner ist das Risiko für Personen ≤ 70 Jahre einen schweren oder gar tödlichen Verlauf der COVID-19-Erkrankung zu erleiden äußerst gering (Ioannidis, 2020a, 2020b), so dass eine generelle Impfempfehlung aus epidemiologischer Sicht nicht nachvollziehbar erscheint, zumal die Impfung offenbar keine sterile Immunität verleiht. Wir sehen in der Great Barrington Declaration (https://gbdeclaration.org/) sehr wohl eine andere Alternative, um die belastenden Eindämmungsmaßnahmen mittel- und langfristig aufzuheben. Die Vergleiche mit der Spanischen Grippe wurden unserer Kenntnis nach zuerst von Herrn Drosten durchgeführt, und zwar mittels eines empirisch tatsächlich unzulässigen Vergleichs. Dass die Eindämmungsmassnahmen deutlich mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen ist evident und wir wundern uns, dass dies die KommentatorInnen ernsthaft in Zweifel ziehen wollen (Bendavid, Oh, Bhattacharya, & Ioannidis, 2021; Chin, Ioannidis, Tanner, & Cripps, 2020; Gibson, 2020; Ioannidis, Cripps, & Tanner, 2020; Larochelambert, Marc, Antero, Le Bourg, & Toussaint, 2020). Weitere empirische Befunde widerlegen ebenso die aktuell durchgeführten Massnahmen (Bundgaard et al., 2020; Cao et al., 2020). Die AutoriInnen des Kommentars sind doch sicherlich ebenso einer guten wissenschaftlichen Praxis verpflichtet und unterstützen daher bestimmt die aktuelle Überprüfung der Ursprungspublikation zum PCR-Test, die nach nur 1 Tag Peer-Review (!) bei Eurosurveillance akzeptiert wurde. Formulierungen wie „Verleugnung“ und „Verharmlosung“ gegenüber sachlich argumentierenden Wissenschaftlern zeugen nicht von Toleranz und Diskussionsbereitschaft. Wissenschaftler diskreditieren sich mit solchen Ausgrenzungen anderer Perspektiven. Vielmehr unterbinden sie Dialektik und Diskussion, welche die Grundlage der modernen Wissenschaft und Menschheit darstellen. Generell sei den AutorInnen des Kommentars angeraten, sich auf dem Boden der Evidenzbasierung zu bewegen statt derartige Vorwürfe auszusprechen.

N.N.

Betr. Editorial ZFA 1/2021 und Brief der Rest-Redaktion dazu

Mit Entsetzen lese ich den faktisch vor unseren lesenden Augen entfachten Streit um das, was man zu Corona/Covid 19 und den damit verbundenen Unterthemen zu denken hat.

Da ist einerseits Andreas Soennichsen, der nach meiner Sicht in seinem Editorial ein vorsichtiges Hinterfragen unserer Wissens-Sicherheiten im Themenbereich beginnt – so wie wir es von ihm – als aber auch anderen Redaktionsmitgliedern bisher – zu anderen Themen ja seit Jahren mittels des EBM-Ansatz kennen.

Und dann aber liegt ein dreifach so langes Papier der Rest-Redaktion bei, die offensichtlich so in Alarm über dieses Editorial gekommen ist, dass sie sich von ihrem Redaktionsmitglied distanziert – und dann zugleich auf ganzer Breite, also nicht nur in Bezug auf das Editorial in der ZFA, sondern auch in Bezug auf eine anderwärtige Publikation. Wie hat doch Präsident Macron schon zu Beginn 2020 gesagt: Wir sind im Krieg.

Durch die Einleitung in dem beigelegten Text wird dann auch noch eine wiederum massiv irritierende zusätzliche Botschaft geliefert. Es wird erst einmal zutreffend gesagt, dass jeder Einzel-Heft Herausgeber – hier also Soennichsen – in eigener Regie das Heft gestalten und sein Editorial schreiben konnte. Nur damit – so kann man dann das, was hier geschieht, nur verstehen, ist nun Schluss in Bezug auf zumindest Soennichsen. Denn man musste hier sogar Not-Eingreifen eine Beilage herstellen, damit der Leser sieht, dass alles „anders richtig ist“.

Was liegt da näher, als solchen Menschen aus der Redaktion zu werfen – in solchen Kriegszeiten.

Ich frage mich allerdings, ob dies der ZFA in ihrem Gebrauchswert für den (Reflective) Praktiker guttut; war es doch oft gerade Soennichsen und sein Team mit dem EBM-Service und anderen Artikeln, die zumindest mich noch die Zeitschriften lesen ließ.

Und ob es der DEGAM – eigentlicher „Besitzer“ der ZFA – gut tut, kann ich mir auch nicht vorstellen.

N.N.

Andreas Sönnichsen übt in seinem Editorial eine vorsichtige Kritik an der derzeitigen Corona-Strategie in unserem Land. Michael M. Kochen und die anderen Herausgeber der ZFA äußern dazu eine scharfe und warnende Kritik. Dieser Vorgang ist in ähnlicher Weise derzeit in vielen Print-, Rundfunk- und Fernsehmedien zu beobachten.

Es sind immer die gleichen Argumente und Mechanismen, die dabei zu beobachten sind:

1. Die Moral ist auf unserer Seite. Der Kommentar von Kochen endet mit der Versicherung, „dass das eigene Bemühen auf die Unterstützung von Hausärztinnen und deren herausfordernder Arbeit für die Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung diene“. Dem Kontrahenten wird impliziert dieses moralische Ziel abgesprochen.

2. Es wird vor einer weiteren Spaltung und Verunsicherung der Ärzteschaft und Bevölkerung gewarnt. Das Äußern anderer Meinungen, das Nennen anderer Fakten, eine andere Interpretation von Fakten (was ja sonst gerade Allgemeinmedizin im Gegensatz zu ihren Fachkollegen aus Spezialgebieten ständig tun!) wird mit dem Vorwurf belegt zu spalten.

3. Es wird behauptet, dass die genannten Fakten keiner wissenschaftlichen Überprüfung standhalten. An anderer Stelle nennt man das einen Faktencheck. Ich haben mir ein paar Mal die Mühe gemacht, einen solchen Faktencheck einem Faktencheck zu unterziehen. Der Faktenchecks war meist zumindest einseitig. In unserem Fall verweise ich auf die Arbeiten des Stanforder Epidemiologen Ioannidis, der in mehreren Arbeiten auch in einer aktuellen Metaanalyse gezeigt hat, dass die harten Lockdown-Maßnahmen wenig zielführend sind und zu erheblichen Schäden führen. Er kommt auch bezüglich der Infektionssterblichkeit des Coronavirus zu anderen Ergebnissen als z.B. die in den DEGAM-Benefits zitierten Studien.

Ich verweise auf die Vorsitzende des europäischen Ethikrates, die deutliche Kritik am derzeitigen Konzept der Regierung übt. Sie nennt den Fakt das „Im Moment 100 Prozent der Bevölkerung enorme Freiheitseinbußen zugemutet werden, damit weniger als ein Prozent andere nicht anstecken“. Sie spricht sich z.B. für Massentests aus, um die Infizierten ohne Krankheitssymptome zu finden, die unwissentlich das Virus verbreiten. Die Inzidenzwerte ließen sich schnell senken, wenn fast alle Bundesbürger binnen zwei, drei Wochen einmal durchgetestet würden; diese sollten sich danach immer wieder selbst testen oder in Schulen, Büros etc. getestet werden.

Ich verweise auf die Arbeit(en) der ehemaligen Mitglieder des Sachverständigenrates Schrappe und Glaeske, die mit sechs weiteren Fachkollegen die Problematik der jüngsten Lockdown-Politik mit Zahlen und Analysen untermauern. Sie warnen explizit vor der „Tendenz, der einen Seite (in der Debatte) exklusiv Vernunft und wissenschaftliche Fundierung zuzusprechen, der anderen Seite hingegen Unvernunft und den Hang zur Verschwörungstheorie. Die dabei ins Spiel kommende Vorstellung von Wissenschaft als geschlossene Faktenordnung mit direkt ableitbaren Handlungsanweisungen ruht auf einem szientistischen (und solutionistischen) Missverständnis dessen, was Wissenschaft darstellt – es ist nämlich das konstitutive Prinzip des systematischen Zweifels, dass Wissenschaft als plurales Wissensregime ausmacht.“

Diese Tendenz ist inzwischen in unserer Gesellschaft fortgeschritten und zu einer Gefahr geworden. Will man dagegen etwas tun, geht es m.E. nur über die schmerzhafte Erkenntnis, dass Fakten immer interpretiert werden müssen und die Interpretation immer abhängig von den Lebenswirklichkeiten der einzelnen Interpreten ist. Man muss der anderen Seite und ihrer (meist) berechtigten Sicht zuhören, ohne Sie moralisch oder als Spalter abzuwerten.

Quellen

• Streeck H, Schulte B, Kuemmerer B, Richter E, Hoeller T, Fuhrmann C, et al. Infection fatality rate of SARS-CoV-2 infection in a German community with a super-spreading event [Internet]. Infectious Diseases (except HIV/AIDS); 2020 [zitiert 2020 Aug 19]. http://medrxiv.org/lookup/doi/10.1101/2020.05.04.20090076

• https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/eci.13484

• Ioannidis J. The infection fatality rate of COVID-19 inferred from seroprevalence data [Internet]. Infectious Diseases (except HIV/AIDS); 2020 [zitiert 2020 Aug 19]. http://medrxiv.org/lookup/doi/10.1101/2020.05.13.20101253

• www.vaticannews.va/de/kirche/news/2021-01/deutschland-europaeischer-ethikrat-corona-konzept-kritik.html

• www.matthias.schrappe.com/index_htm_files/Thesenpap7_210110_endfass.pdf