Der erste COVID-19-Fall in Deutschland liegt genau ein Jahr zurück. Kein Thema seit dem zweiten Weltkrieg hat für so lange den Alltag, die Medien, die Politik, die Medizin so beherrscht wie diese Pandemie. Nun stellen sich zwei Fragen: erstens, ist ein Ende in Sicht, und zweitens, hat dieses Virus so viel Aufmerksamkeit verdient?

„Ja“ und „Nein“ – Ein Ende ist nicht in Sicht, wenn man damit das Verschwinden von SARS-CoV-2 gleichsetzt. Das Virus wird bleiben, es werden weiter Menschen an COVID-19 erkranken und versterben. Ob die Impfung dauerhaft hilft, lässt sich aus den vorliegenden Studienergebnissen nicht ableiten. Dazu ist die Beobachtungszeit zu kurz. Dennoch lässt sich auf ein Ende hoffen. Das Winterende wird die Infektionszahlen zurückdrängen, und vielleicht bleiben uns weitere Wellen erspart. Auch die spanische Grippe war nach drei Wellen vorbei –ohne Impfung! – hat aber 25-50 Mio. Tote gefordert (auf die heutige Weltbevölkerung umgerechnet 100-200 Mio. Tote – COVID 1,8 Mio = 1%!). Anders als bei COVID waren junge Erwachsene betroffen. 500 Mio. Menschen waren damals mit dem H1N1-Virus infiziert, ein Viertel der Weltbevölkerung, und die Letalität lag bei 5-10%.

Das Ende der spanischen Grippe war kaum auf Herdenimmunität zurückzuführen, sondern auf eine Mutation des Virus hin zu geringerer Pathogenität. Aber H1N1-Viren sind nicht verschwunden, sondern sind regelmäßig Bestandteil der jährlichen Influenza-Wellen, pandemisch zuletzt 2009. Eine Ausrottung ist ausgeschlossen, da sich die Viren durch Antigenshift der natürlichen und der Impfimmunität entziehen und zudem ein unerschöpfliches Reservoir im Tierreich besteht. Das gleiche gilt leider auch für Corona-Viren. Sie springen in immer neuen Varianten von Tieren auf den Menschen über und es ist zweifelhaft, ob es überhaupt eine bleibende natürliche oder Impfimmunität gibt (ganz abgesehen davon, dass die zugelassenen SARS-CoV-2-Impfstoffe aufgrund fehlender Langzeitsicherheitsdaten allenfalls Hochrisikopersonen empfohlen werden können). Die Impfung ist also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht die ersehnte Lösung.

Zu Recht fordert die DEGAM eine Langzeitstrategie, die in dieser ZfA vorgestellt wird. Die erste Unterüberschrift lautet: „Schäden vermeiden“ und greift ein Grundprinzip der Medizin auf: Primum nil nocere. Und hier kommen wir zur zweiten Frage von oben: Verdient COVID so viel Aufmerksamkeit? – Einerseits ja, denn an dieser Erkrankung sterben Menschen. Aber die ergriffenen Maßnahmen dürfen niemals mehr Schaden anrichten als Prävention und Behandlung verhindern. Ob hier in dieser Pandemie das Augenmaß bewahrt wird, muss zumindest diskutiert werden. Damit meine ich nicht, dass man sich Verschwörungstheorien öffnen soll. Aber es muss erlaubt sein zu fragen, ob die Verhältnismäßigkeit gewahrt ist, wenn Kinder vor allem aus sozial schwachen Verhältnissen ein Schuljahr verlieren, Einschränkungen von Lebensqualität, Wirtschaft und Grundrechten mit ihren Auswirkungen auf Gesundheit/Lebenserwartung in Kauf genommen werden, durch Medien und Politik inadäquate Angst verbreitet wird, und global betrachtet durch die Maßnahmen mehr Menschen sterben als durch das Virus selbst (prognostizierte Zunahme an Todesfällen durch Hunger, Malaria, Tbc, AIDS etc.). Diese Überbewertung hat SARS-CoV-2 nicht verdient, und man fragt sich, warum anderen vermeidbaren Todesursachen nicht diese Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Wie viel Leben könnten wir retten, wenn die wirtschaftlichen Ressourcen, die zur Pandemiebekämpfung aus dem Ärmel geschüttelt werden, in Pflege, Bildung, soziale Absicherung und Klimaschutz investiert würden?  

Ich wünsche Ihnen – uns allen – ein gutes – besseres – Jahr 2021, und vor allem einen ehrlichen, offenen Diskurs über die drängenden Themen unserer Zeit. Herzlichst,

Andreas Sönnichsen